Kehlkopfkrebs überwinden
"Ich wollte meinen Enkeln vorlesen"
Anna Maria Hofmann hatte mit der Schockdiagnose Kehlkopfkrebs zu kämpfen. Die Situation war nicht leicht, vor allem die Operation und wie es danach weitergehen sollte, machten ihr zu schaffen. Im Jahr 2012 wurde ihr der Kehlkopf entfernt - heute kann sie vieles im Leben wieder genießen. Und sie macht anderen Patienten Mut.
Wer Anna Maria Hofmann trifft, begegnet einer bodenständigen Rheinländerin, die mitten im Leben steht. Sie spricht mit einer rauen tiefen Stimme und man hört das Atemholen, wenn sie zum Sprechen ansetzt. Sonst sind ihre Sätze gut verständlich und man bemerkt auch ihren sympathischen rheinischen Dialekt. „Wenn ich meinen Hals mit einem Tuch bedecke und mich ganz normal im Alltag bewege, merken viele gar nicht, dass ich keinen Kehlkopf mehr habe,“ berichtet sie. Mit viel Lebensmut hat sie es geschafft, ein Larynxkarzinom (Kehlkopfkrebs) zu überstehen und das Leben wieder zu genießen.
Begonnen hat alles mit einem Kratzen im Hals. Wegen anhaltender Heiserkeit schickte sie ihre HNO-Ärztin im Jahr 2003 erstmals in die HNO-Klinik am St. Franziskus-Hospital, um die Symptome abzuklären. Das Team um Chefarzt Dr. Christoph Möckel diagnostizierte seinerzeit einen kleinen Tumor auf dem rechten Stimmband. Dieser konnte erfolgreich mit einem Speziallaser entfernt werden. Über Jahre hin zeigten die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen ein unauffälliges Ergebnis – bis 2012.

Schockdiagnose Kehlkopfkrebs
Im Jahr 2012 wurden dann Unregelmäßigkeiten im Gewebe am Hals entdeckt. Das Ergebnis: Kehlkopfkrebs – eine Schockdiagnose. Wenn Anna Maria Hofmann von dieser Zeit erzählt, wirkt sie gefasst. Dennoch ist ihr anzumerken, wie schwer ihr die Entscheidung für eine Kehlkopfentfernung (Laryngektomie) damals gefallen ist. „Okay, habe ich mir gesagt. Du hast zwei kleine Enkelkinder, die willst du aufwachsen sehen und so habe mir vorgestellt, wie ich meinen Enkeln vorlese“, erzählt sie mit stockender Stimme. Und sie fügt hinzu: „Das hat mich aufgebaut.“
Gut betreut gefühlt hat sie sich damals in der HNO-Klinik von den Ärzten wie vom Pflegepersonal. Auf eine vertrauensvolle Arzt- Patienten-Beziehung und eine gute Aufklärung legt Dr. Christoph Möckel mit seinem interdisziplinären Team großen Wert: „Eine Besonderheit unserer HNO-Tumorkonferenz besteht darin, dass bei uns Patienten und Angehörige bei der Konferenz dabei sein können.“ Die Patienten können Fragen stellen und werden sehr eng einbezogen. Ein Netzwerk von hochspezialisierten Experten deckt alle Anforderungen eines Onkologischen Zentrums ab.
"Wenn ich das schaffe, dann schafft ihr das auch!"
Die OP ist für die Patienten immer ein harter Schnitt: Bei der Kehlkopfentfernung (Laryngektomie) werden Atem- und Speiseweg voneinander getrennt. Die Luftröhre wird in die Halshaut eingenäht und es entsteht eine Öffnung - das sogenannte Stoma. Durch dieses wird fortan geatmet. Herkömmliches Sprechen ist nach dem Eingriff so nicht mehr möglich. Dass sich die Rheinländerin heute wieder unterhalten kann, verdankt sie einem Stimmventil zwischen Luft- und Speiseröhre. Mit dieser Stimmprothese kommt sie im Alltag sehr gut zurecht.
Ihre Erfahrungen gibt Anna Maria Hofmann heute in einer Selbsthilfegruppe und als Patientenbetreuerin an andere Menschen weiter. „Ich kann den Patienten Mut machen und ihnen glaubwürdig vermitteln, was auf sie zukommt“, sagt Frau Hofmann. Patienten vor der Operation macht sie mit ihrem Beispiel Mut, indem sie ihnen sagt: „Schaut her, so sehe ich aus. Ich habe es geschafft, wieder sprechen zu lernen. Und wenn ich das in meinem Alter geschafft habe, dann schafft ihr das auch.“