Auf dem Weg zum Gesundgewicht
Sarah macht Mut!
Sarah Süper leidet seit ihrer Pubertät an Adipositas. 2018 bekam sie einen Mini-Magen-Bypass, stellte ihren Lebensstil um und nahm extrem ab. Sie ist auf dem Weg zu ihrem persönlichen Gesundgewicht. Heute gibt sie ihre Erfahrungen an andere weiter.
„Am schlimmsten sind die respektlosen Blicke der Öffentlichkeit“, erzählt Adipositas-Patientin Sarah Süper. „Die Menschen gaffen und urteilen einfach, ohne dass sie dich kennen. Mir waren die Blicke immer relativ egal, weil ich ein gutes Selbstwertgefühl habe.“ Viele Kinder und Jugendliche haben diese Stärke nicht. Mobbing und Ausgrenzung sind für viele adipöse Mädchen und Jungen trauriger Alltag.
In Deutschland sind aktuell 15,4 % der Bevölkerung unter 18 Jahren übergewichtig, davon 5,9% adipös. Folgeerkrankungen treten heute schon in sehr jungen Jahren auf: Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Depressionen, Angst- und Essstörungen, Gelenkbeschwerden oder eine Fettleber. Haben Kinder und Jugendliche erst einmal extremes Übergewicht angesetzt, fällt das Abnehmen enorm schwer. Diäten helfen kaum, durch den Jojo-Effekt sind sie sogar kontraproduktiv. Dies zeigt auch Sarahs Geschichte.

Teufelskreis von Diät und Jojo-Effekt
Bei ihr fing es in der Pubertät an. Ab dem Alter von elf Jahren legt sie kräftig an Gewicht zu. Was sie anfangs nicht weiß: Sarah hat die Anlage zu einem Lipödem und das Hashimoto-Syndrom, also eine Unterfunktion der Schilddrüse. Erbliche Disposition und Essgewohnheiten sind in der Kombination typisch. „Meine Mutter, meine Oma und meine Schwester sind auch dick. Bei uns wurde immer viel, fett und gerne gegessen, insbesondere abends wurde deftig gekocht.“ Zwischendurch gab es Cola, Snacks und Süßigkeiten. In der Kombination von ungesunder Ernährung, wenig Bewegung und erblichen Anlagen nimmt Sarah kontinuierlich zu. Schon im Teenageralter probiert sie diverse Diäten aus, von FDH über Low Carb und Low Fat bis zu Weight Watchers. Alle Versuche, Gewicht loszuwerden, scheitern. Nach jeder Diät schlägt der Jojo-Effekt zu und sie nimmt sie mehr zu als sie vorher abgenommen hat. Zu ihren schwersten Zeiten wiegt sie 168 kg bei einer Größe von 1,71.
Professionelle Hilfe bei Adipositas
Bis Sarah professionelle Hilfe annimmt, ist es ein langer Weg. Mit 21 Jahren überweist ihre Hausärztin sie das erste Mal ins Adipositaszentrum zu Dr. Karl Peter Rheinwalt. „Damals war ich noch nicht bereit für eine Therapie. Ich war dick, okay. Aber ansonsten fühlte ich mich nicht krank“, berichtet die selbstbewusste junge Frau. Auch mit Größe XXXL kleidet sie sich schick, pflegt sich und hat viele Freunde und Bekannte. Wo also ist das Problem?
Das Problem ist der Körper. Der meldet sich im Alter von Ende 20 mit heftigen Schmerzen in den Gelenken, Knien und im Rücken. Für Sarah ist das der Zeitpunkt, sich medizinisch in Behandlung zu begeben. Sie beginnt eine multimodale Therapie am Adipositaszentrum im St. Franziskus-Hospital und stellt ihre Ernährung um. Zu dem Programm gehören auch Bewegung, Verhaltenstherapie und regelmäßige Treffen in der Selbsthilfegruppe. Im Juni 2018 wird sie operiert, erhält einen Mini-Magen-Bypass und verliert drastisch an Gewicht. Das A und O ist jedoch eine gesunde Ernährung in kleinen Portionen, viel Sport und Bewegung im Alltag. Unverzichtbar sind zudem die Nachsorge und die regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln.
Engagement für Initiative Gesundgewicht e.V.
Heute ist Sarah stolz auf ihren Erfolg. Vor ihr liegen noch plastische Eingriffe und die Behandlung des Lipödems. Aber schon heute fällt ihr vieles leichter: Treppen steigen, Laufen, Kleidung von der Stange kaufen oder Autoscooter-Fahren auf der Kirmes. Ihre positive Energie nutzt Sarah Süper, um anderen Mut zu machen. Sie engagiert sich in Selbsthilfegruppen, arbeitet im Koordinatorenteam am St. Franziskus-Hospital und hat sich vor ihrer OP für die Initiative Gesundgewicht e.V. fotografieren lassen. Die Fotos sind krass, die Kampagne erzeugt Aufmerksamkeit und hat eine klare Botschaft: Adipositas ist eine chronische Erkrankung. Die Betroffenen brauchen keinen Spott, sondern Therapie.